Chemiefaserstoffe

Was sind Chemiefasern?

Chemiefasern sind ein wichtiger Rohstoff bei der Herstellung von Bekleidungsstoffen und Heimtextilien. Durch Anpassung der Ausgangsmaterialien und Modifikation der Produktionsverfahren lassen sich Chemiefaserstoffe mit individuellen Eigenschaften für verschiedenste Einsatzzwecke konstruieren. Aufgrund der großen Einsatzbandbreite der Chemiefaserstoffe werden weltweit bereits mehr Chemiefasern als Baumwolle erzeugt.
Chemie- wie Naturfasern stellen flexible und dünne Gebilde dar, die Zugkräfte aufnehmen können, aber unter Druck knicken. Die überwiegende Anzahl der Chemiefasern besteht aus Polymeren, die sich aus kettenartigen oder verzweigten Makromolekülen zusammensetzen.

Synthetische Chemiefasern und Zellulosechemiefasern

Chemiefasern lassen sich in synthetische Fasern und Zellulosefasern untergliedern. Zellulose ist mit einem fünfzigprozentigen Masseanteil wesentlicher Bestandteil pflanzlicher Zellwände.
Synthetische Chemiefasern werden aus Erdöl, Erdgas oder Kohle produziert. Synthetisch hergestellte Chemiefaserstoffe weisen eine sehr gute Haltbarkeit und Beständigkeit gegen Mikroorganismen auf. Außerdem quellen Chemiefasern nicht und trocknen rasch. Die nur geringe Feuchtigkeitsaufnahme und ihre elektrostatische Aufladung vermindern allerdings den Tragekomfort. Werden dem Chemiefaserstoff Naturfasern beigefügt, lassen sich diese Nachteile synthetischer Chemiefasern verringern.

Synthetische Chemiefasern in Form von Polykondensationsfasern

Bei der Polykondensation werden zumeist unter Abspaltung von Wasser aus Monemeren komplexere Makromoleküle (Polymere) gebildet.
Die scheuer-und reißfeste Polyester-Chemiefaser nimmt nur geringe Mengen Feuchtigkeit auf. Der Polyamid-Chemiefaserstoff weist eine hohe Elastizität und eine geringe Knitteranfälligkeit auf. Polimid ist eine Hochtemperaturchemiefaser, die z.B. in zu Filterzwecken benötigten technischen Textilstoffen verarbeitet wird. Der über eine besonders hohe Reißfestigkeit verfügende Chemiefaserstoff Aramid wird u. a. in schusssicheren Westen verwendet.

Synthetische Chemiefasern in Form von Polymerisations- und Polyadditionsfasern

Bei dem Verfahren der Polymerisation werden Monomere an ein laufend größer werdendes Polymer angefügt.
Das sich wollähnlich anfühlende Polyacdylnitril ist gegen Licht- und Chemiestoffe beständig. Das wasserabweisende und kaum zu färbende Polytetrafluorethylen ist besonders temperaturbeständig. Dieser Chemiefaserstoff eignet sich z. B. zur Herstellung von Wetterschutzbekleidung.
Die leichteste aller Chemiefaserstoffe ist Polypropylen, das fast kein Wasser aufnimmt und eine hohe Elastizität und Scheuerfestigkeit aufweist. Polypropylen wird z. B. als Grundstoff für Sportfunktionsbekleidung, Unterwäsche, aber auch in Teppichen und Autotextilien verwendet.
Rheumawäsche kann aus dem warmhaltenden Polyvinylchlorid produziert werden.
Im Polyadditionsverfahren wird das sehr elastische Polyurethan hergestellt. Dehnbare Chemiefasergewebe aus Polyurethan werden z. B. in Strümpfen und Badebekleidung einesetzt.

Zellulosische Chemiefasern

Zu den zellulosischen Chemiefasern gehört Viskose, die aus der Zellulose insbesondere von Buchen, Pinien, Eukalyptus oder Bambus hergestellt wird. Die der Viskose ähnliche Chemiefaser Modal verfügt über eine erhöhte Festigkeit. Das im Nassspinnverfahren produzierte Lyocell weist sehr hohe Nass- und Trockenfestigkeiten auf. Cupro (Kupferseide) wird in einem Kupferoxid-Ammoniak-Verfahren, Acetat im Trockenspinnverfahren produziert. Rohstoff für Cellulon ist bakterielle Zellulose. Auch Gummi-, Pflanzeneiweiß- und Tiereiweißfasern gehören zu den zellulosischen Chemiefasern.